Ein Team unter der Federführung von Dr. rer. oec. Maren Michaelsen vom Institut für Integrative Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung der Universität Witten/Herdecke identifizierte mit einer umfangreichen Literaturrecherche in fünf Forschungsdatenbanken 105 relevante und methodisch hochwertig angelegte Studien. Anschließend wurden diese danach ausgewertet, welche Wirkungen verschiedene Achtsamkeitstrainings für Parameter haben, die im Arbeitskontext eine Rolle spielen. Die Analyse ist jetzt im iga-Magazin veröffentlicht.
Zu den für die Arbeitswelt relevanten Parametern zählten die Forscher und Forscherinnen:
Für ihre Untersuchung teilten das Team die verschiedenen Achtsamkeitsinterventionen in achtsamkeitsbasierte Verfahren (MBSR-Kurse, modifizierte MBSR-Kurse, Meditationskurse und weitere achtsamkeitsbasierte Verfahren) und zur anderen Hälfte in achtsamkeitsinformierte Verfahren (Atemtrainings, ACT-basierte Programme, bewegungsorientierte Programme wie Yoga und Qigong sowie multimodale Programme) ein.
Nahezu alle Programme zeigten eine deutliche Wirkung auf Aspekte der psychischen Gesundheit. Vor allem das Stresserleben wurde durch die Achtsamkeitstrainings stark gesenkt.
Eine mittlere bis starke Wirksamkeit auf andere Parameter, vor allem auf physische und physiologische Parameter der Gesundheit, das Wohlbefinden, die Erholungsfähigkeit, die Selbstreferenz und die arbeitsbezogenen Faktoren konnte vor allem für MBSR-Kurse und bewegungsorientierte Verfahren wie Yoga gezeigt werden.
Die Autoren suchten darüber hinaus nach Erkenntnissen und Modellrechnungen zur Effizienz von Achtsamkeit in Unternehmen und schauten auf die Wirkung von Online-Kursen. Hier lohnt ein Blick nicht nur auf das Fazit, sondern in die Details der Untersuchung. Denn auch wenn die Ergebnisse digitaler Achtsamkeitsinterventionen denen von analogen ähneln, gibt es in einigen Parametern deutliche Unterschiede.
Auch wie sich die Dauer einer Intervention auf die Wirkung auswirkt, wurde untersucht. Dabei zeigte sich, dass Mikrointerventionen (weniger als 5 Stunden Gesamtdauer) größtenteils weniger starke bis keine Effekte zeigen.
Bei der Untersuchung der Abbruchraten wie auch dem Vergleich von digitalen versus analogen Achtsamkeitsangeboten zeigte sich, dass gruppenbasierte Formate gegenüber individuellen Achtsamkeitstrainings erfolgreicher sind.
Zusätzlich zu der umfangreichen Literaturauswertung führte das Team um Michaelsen noch Interviews mit 16 Experteninnen und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und öffentlichen Sektor, die fundierte Erfahrung auf dem Gebiet vorweisen, durch mehrjährigen Praxis im Unterrichten ebenso wie als nachgefragte Speaker. Aus ihren Beobachtungen wurden wichtige Voraussetzungen für die Etablierung von Achtsamkeit in Betrieben extrahiert und ein interessanter Blick in die Zukunft, wohin es aus Sicht der Experten mit dem Trend Achtsamkeit gehen könnte.
Mit ihrer Initiative Gesundheit und Arbeit (iga) verfolgen vier Verbände der gesetzlichen Unfall- und Krankenversicherung (BKK Dachverband, DGUV, AOK Bundesverband und Verband der Ersatzkassen) das gemeinsame Ziel, die Gesundheit im Arbeitsleben zu fördern und bündelt und verbreitet Wissen und Erfahrungen in der Prävention und in der betrieblichen Gesundheitsförderung. Auf der Webseite der iga kann man die Studie herunterladen.